Wir leben in ungemein herausfordernden Zeiten. Alte Strukturen zerbröseln im Außen ebenso wie im Innen und das Neue ist für viele Menschen noch nicht spürbar. Ob es überhaupt neue Strukturen gibt und ob diese heilsam sein werden ist für Viele ein einziges großes Fragezeichen.
Es bilden und verhärten sich die Fronten überall und während die Einen sich verzweifelt an den bestehenden „Größen“ festhalten und versuchen sich an vorgegebenen Richtlinien zu orientieren, sind die Anderen voller Misstrauen und Theorien darüber was denn nun wirklich momentan vor sich geht … und dazwischen gibt es ganz viele Abstufungen.
Was ist denn nun aber wahr? Was unwahr? Niemand weiß mehr recht was los ist und alle stochern im Nebel, selbst die, die scheinbar unverrückbar „die Wahrheit“ zu kennen meinen.
Ja, wenn etwas diese momentane Zeit ausmacht, dann sind es die omnipräsenten Unsicherheiten. Die Zustände sind für viele Menschen kaum aushaltbar. Ihr „altes“ Leben ist auf einmal nicht mehr leb- und spürbar und wie es anders weitergehen könnte wissen sie auch nicht.
Ein verzweifelt zerrissener Zwischenzustand.
Doch gerade in herausfordernden Zeiten wachsen wir über uns hinaus, wenn wir das nur wollen. Veränderungen zum Positiven sind nicht immer angenehm, oder leicht- aber immer möglich.
Wir können zB. bewusst die Opferrolle verlassen, uns der Situation nicht mehr hilflos ausgeliefert fühlen und stattdessen bewusst das in die Hand nehmen, was wir ändern und beeinflussen können:
Unseren Umgang mit uns selbst und Anderen.
z.B.
- Wie oft wir uns Nachrichten anhören / ansehen.
- Wie sehr wir mit anderen Menschen darüber streiten und diskutieren, wer denn nun Recht hat.
- Wie schnell wir uns von anderen Menschen abwenden, die vielleicht eine andere Meinung vertreten als wir.
- Wie oft wir täglich über die „Probleme“ und momentanen Einschränkungen nachdenken, darüber klagen oder jammern.
Das haben wir in der Hand.
Wir können zum größten Teil entscheiden wie es uns geht und das nennt sich Innere Freiheit. Es ist dieser Raum zwischen dem was mir geschieht (im Außen) und meiner Re-Aktion darauf (von Innen nach Außen).
Wir können entscheiden diese zermürbende Situation als Chance für unsere Entwicklung zu begreifen. Dadurch, dass wir so sehr auf uns selbst zurückgeworfen sind, setzen wir uns auch anders mit uns auseinander. Wir sind quasi gezwungen dazu mehr Zeit mit uns selbst zu verbringen.
Das kann sehr heilsam sein! Es zeigt dir, wie sehr du vielleicht immer im Außen warst und wie wenig du es mit dir allein aushältst, oder wie wenig du dich selbst leiden magst. Das kann weh tun, ja! Doch es ist Medizin, wenn auch eine Bittere.
Wir dürfen endlich begreifen, dass alles was uns in unseren Leben widerfährt uns dabei helfen möchte zu wachsen. Und glaube mir, ich weiß wovon ich rede. Ich habe wirklich schwere Jahre hinter mir. Aber diese haben mich eben stärker gemacht und wachsen lassen.
Denn ich habe immer wieder entschieden, dass ich nicht aufgebe- immer wenn ich schon kurz davor war. Es ist stets auch unsere Wahl, ob wir an den Umständen zerbrechen oder durch sie unsere Innere Stärke entwickeln.
In der momentanen Zeit zeigt sich welche Strategien du hast um mit Situationen umzugehen, die dich aus deinen gewohnten Sicherheitszonen schleudern…
in den Freien Fall.
Da nützt es dir eben nichts dich an irgendwelchen alten Konzepten und gewohnten Verstandeskonstrukten festzuhalten. Diese sind wie Airbags, die dich in deinem bisherigen Alltag „abgepuffert“ haben, wenn es mal geknallt hat, die dir aber in dieser so andersartigen Situation Null helfen.
Das Einzige was dir hilft ist, dich ganz auf die Ungewohnte einzulassen. Die Arme weit auszubreiten und das Neue in Empfang zu nehmen, die unangenehmen Gefühle, die damit einher gehen zu akzeptieren und eigene Strategien zu entwickeln dir selbst zu helfen.
Dabei musst du aber zum Glück das Rad nicht neu erfinden. 😉
Denn es gibt schon ungemein tolle und hilfreiche Konzepte, die viele kleine Momente erleichtern. Und aus kleinen Momenten besteht schließlich der ganze Tag- oder nicht? Eines dieser Konzepte ist so „alt“ wie aktuell. Eine kleine feine Erinnerung an das wirklich Wichtige im Leben:
Achtsamkeit oder auch Mindful Living.
Warum Achtsamkeit ein Erste-Hilfe-Kasten ist möchte ich dir gern erklären.
Schau, wir machen uns das Leben meistens selbst noch viel schwerer als es wirklich ist. Wir spielen Ängste und Szenarien bis zum bitteren Ende in unseren Gedanken durch,- die dann unsere Gefühle verletzen. Wir denken, dass andere uns so oder so sehen. Dass wir für bestimmte Eigenarten verurteilt werden, oder dass uns Schlimmes widerfahren wird.
Wir gehen oft vom Schlechtesten aus und das Wenigste davon geschieht uns jemals wirklich. Dem Körper ist es allerdings egal, ob die Dinge „nur“ in unserem Kopf passieren, oder uns tatsächlich widerfahren. Er schüttet die gleichen Botenstoffe aus und fühlt die selben Stressgefühle, als würde es uns wirklich in diesem Moment passieren.
Vielleicht kennst du diese Parabel?
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Ein buddhistischer Meister wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne.
Er sagte: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich.“
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: „Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?“
Er sagte wiederum: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich.“
Wieder sagten die Leute: „Aber das tun wir doch auch!“
Er aber sagte zu ihnen: „Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“
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Die „Moral der Geschichte“ ist deutlich oder? Wir verpassen das, was wirklich um (und in) uns passiert und verrennen uns in unseren To-Do-Listen, Vorhaben und (Horror-) Szenarien. Doch all‘ das ist nicht real.
Es ist nicht JETZT.
Achtsamkeit kann uns für den jetzigen Moment wieder öffnen, empfänglich machen und uns in die Wirklichkeit zurück holen. Es ist doch so, dass eh schon schwierige Situationen manchmal die Hölle werden- nur durch unsere Gedanken, die wir darum bauen.
Je achtsamer, bewusster und vor allem liebevoller wir uns selbst beobachten lernen, desto verständnisvoller können wir mit uns sein:
- Wir lernen uns selbst zurück zu holen wenn wir zu sehr am Träumen sind.
- Wir lernen unsere Ängste von haushohen Ungeheuern auf ein gesundes Maß zurück zu schrumpfen.
- Wir lernen pragmatisch und gelassen den Unruhen des Lebens zu begegnen und aus dem jeweiligen Moment heraus zu agieren.
Das gelingt natürlich nicht von heute auf morgen, sondern braucht Übung, wie alles im Leben.
Aber Achtsamkeit für die kleinen Dinge des Alltags- das Trinken eines Tees aus deiner Lieblingstasse, das bewusste Fühlen deines weichen Lieblingspullis auf der Haut, das Gefühl deines schlagenden Herzens oder das bewusste, langsame Abwaschen deines Geschirrs, kann dir ein enorm beruhigendes und wichtiges (!) Gefühl von Geborgenheit schenken.
Und wenn du lernst dir selbst Heimat zu sein, dann bringen dich die äußeren Umstände auch nicht mehr so leicht aus der Fassung.
Achtsamkeit zu trainieren, muss nicht bedeuten, dass du auf einem Kissen sitzt und meditierst. Auch das bewusste Fegen, sich Anziehen oder Tisch decken kann eine „Achtsamkeits-Übung“ und durchaus meditativ sein, wenn du es einfach langsamer tust.
Achtsamkeit ist immer wieder ein so wichtiger Schlüssel für die Meisterung herausfordernder, kleiner und großer Lebenssituationen. Ich wünsche dir und mir, dass wir ihn bewusster und öfter nutzen um uns unsere innere und äußere Welt mit mehr Liebe und Zuwendung zu erschließen und somit wieder ein kleines Stückchen heiler zu machen.
Deine
Hanna Blume
Liebe Hanna, das hast Du wunderschön geschrieben!
Herzlichst, Sovely
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Hallo liebe Sovely 💓 Ich danke dir! 🙏🌀
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Sehr sehr gerne! Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende! Herzlichst, Sovely
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Ein wirklich sehr kluger Text, den man sich immer wieder zu Gemüte ziehen darf, wenn es dunkel wird!😘 Danke für die Erinnerung!
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Dankeschön meine Liebe. Ja, das finde ich auch. Ist auch für mich selbst eine wichtige Erinnerung.💕
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