Vergebung: der Königsweg zur inneren Freiheit

Ein Riesen-Thema… wo soll ich da bloß anfangen? Vielleicht einfach direkt beim wichtigsten Punkt: Vergebung ist ein Prozess und geschieht nicht über Nacht.

Wir können nicht auf Knopfdruck vergeben, weil wir es „wollen“. Ja- der Wille zu vergeben ist die Grundvoraussetzung, aber wirkliche, tiefgreifende Vergebung, braucht Zeit und Erkenntnis, die neue Bewusstseinsprozesse erst möglich machen. Denn wenn wir vergeben, dann lassen wir los von dem was uns schmerzt. Und bevor wir das wirklich können muss der Schmerz, die Ursache für unseren Hass und Groll, gesehen, akzeptiert, anerkannt und von uns tief gefühlt werden.

Erst dann- und nur dann- werden wir wirklich bereit sein ehrlich von ihm loszulassen. Wie das so ist mit Gefühlen… sie sind Energie. Und Energie verschwindet nie, sie wandelt sich nur.

Ein kleiner Exkurs zum Fühlen. Alles was wir unterdrücken an Gefühlen, drückt sich anders aus, blockiert uns und macht uns im schlimmsten Falle krank. Denn unsere Gefühle (JEDES Gefühl) hat seine Daseinsberechtigung und ist ein wichtiger Ausdruck unseres ursprünglichsten Selbst. Gefühle sprechen eine klare, direkte und ehrliche Sprache. Sie sind eine Kraft und wollen in den Ausdruck kommen. Wenn sie es nicht auf dem direkten Weg dürfen, weil wir ein Gefühl als negativ abstempeln und innerlich abwehren, suchen sie sich andere Wege… wie ein Fluss der, wenn man ihm Steine in den Weg legt, andere Wege hinaus sucht und auch findet.

Was lernen wir daraus? Das, was wir daran hindern auf natürlichem Wege nach außen zu gelangen, richtet sich innerlich gegen uns, wenn wir nicht bewusst damit umgehen. Wir stagnieren, bleiben in längst vergangenen Kapiteln unseres Lebens verhaftet, halten krampfhaft unsere Lebensenergien fest, leiden unter Depressionen (engl. „depression“-„depressed“-unterdrückt) oder schlimmerem.

Wenn wir seelische, tiefe Verletzungen erfahren haben (und die haben wir alle auf die ein oder andere Art und Weise,) dann hinterlässt das Spuren. Wenn wir aber nie gelernt haben unsere Gefühle auszudrücken und bewusst mit ihnen umzugehen und sie stattdessen verdrängen, vergessen wir ihre Ursachen- die Verletzung- und verlieren damit auch die Zugänge zu unserem ursprünglichsten Selbst und zu unserer frei fließenden Lebenskraft. Daher fühlen sich so viele Menschen von sich selbst „abgetrennt“, „nicht lebendig“, oder „leer“ und sind zutiefst unglücklich und unerfüllt in ihrem Leben.

Zurück zur Vergebung. Um vergeben zu können müssen wir also die Ursachen für unseren Schmerz ergründen. Dafür braucht es erstmal das Eingeständnis, das uns etwas zutiefst verletzt hat. Wir müssen dann bereit sein uns wirklich auf die Reise zu uns selbst zu begeben, in die uns wenig vertrauten, ja beängstigenden Bereiche unseres Wesens. Wir müssen in die dunklen Keller unseres Unterbewussten hinabsteigen, wo die Monster aus Kindertagen auf uns warten. Wir müssen den Mut aufbringen uns ihnen zu stellen und sie uns genau anzusehen.

Nur wenn wir das tun, werden sie schrumpfen, ihre Fangzähne, Klauen und Stacheln verlieren. Und am Ende werden wir das verletzte kleine Wesen, den Anteil von uns selbst, in ihrer Essenz erkennen. Diese Anteile dann zu bergen und nach oben an unser Alltagsbewusstsein zu bringen braucht Mut. Die eigene Verletzlichkeit, das Gefühl größter Zerbrechlichkeit und Verwundung ist schwer zu ertragen, aber es ist das, was bedeutet, dass wir auf dem allerbesten Weg in unsere Innere Ganzheit zurück sind und heilen.

Tja, und wenn wir unsere verletzten Anteile gefunden und geborgen hast, fängt der Prozess der Vergebung oft noch lange nicht an. Was dann natürlicherweise präsent ist, sind Wut und Trauer. Wir müssen sogar betrauern und fühlen, was wir unser Leben lang vor uns selbst verborgen haben, weil wir es sonst nicht integrieren können. Wir sind wütend auf die Menschen, die uns das angetan haben. Wir zeigen anklagend mit dem Finger auf sie. Und wenn wir in diesem Prozess keine Unterstützung im Außen erfahren, bleiben wir vielleicht längere Zeit in den Ohnmachtsgefühlen des Kindes verhaftet, das wir einst waren und fühlen uns als Opfer der Umstände oder des Lebens. Wir erwarten von den Menschen, die uns so tief verletzt haben, Einsicht, Veränderung, Entschuldigung und Wiedergutmachung. Doch oftmals gibt es diese leider nicht und viele Menschen verharren so bis zum Ende ihres Lebens in dem Schmerz, der im Außen einfach keine Erlösung findet. Doch Groll und Hass lassen uns verbittern. Sie sind wie ein Gift, das wir anderen wünschen, aber uns selbst immer wieder zuführen. Es verdunkelt unser Herz und unser Denken, es verdirbt uns unsere Freuden und es bindet unsere Lebenskraft.

Und hier kommt die Vergebung in’s Spiel. Um uns selbst zu erlösen vergeben wir. Nicht um die Menschen, die uns verletzt haben zu befreien, sondern nur uns selbst. Vergebung bedeutet nicht einfach zu vergessen, wieder zu diesen Menschen zu rennen und uns erneut verletzen zu lassen. Nein, wir sollten aus dem Schmerz lernen und reifen. Die Vergebung ermöglicht uns unsere Selbstverantwortung und Eigenmächtigkeit wieder zu uns zurück zu holen, da wir aufhören die anderen für unseren Schmerz heute, hier und jetzt, verantwortlich zu machen. In Kurzfassung:

How to do

  • wir erkennen an, dass wir tief verletzt wurden
  • wir begeben uns auf die Reise in unser Innerstes
  • wir bergen unseren Schmerz und bringen ihn zu uns nach Hause
  • wir lernen aus dem, was uns widerfahren ist
  • wir erlauben uns Trauerprozesse und Wut
  • wir lernen mit diesem Schmerz umzugehen und zu leben
  • wir entlassen „die anderen“ aus der Verantwortung für unser Leben
  • wir lassen die Vergangenheit los und schauen wieder nach vorn
  • der Schmerz verwandelt sich in Qualitäten
  • wir sind frei unser Leben im Jetzt zu gestalten

Dieser Weg lohnt sich so sehr, da jeder Schmerz sich in uns verwandelt mit der Zeit, wenn wir bereit sind ihn ehrlich zu fühlen. Wir gewinnen so viel Lebensqualität zurück, wir wachsen, wir erlangen geistige Reife, Klarheit, Integrität, Innere Stärke und Resilienz. Wir sind mehr und mehr wieder mit unserer Instinktnatur verbunden, können Entscheidungen wieder aus dem „Bauchgefühl“ heraus treffen, uns freier ausdrücken, werden selbstbewusster, liebevoller mit uns selbst und sicherer in uns.

Es ist wichtig zu wissen, dass du diesen Weg, deine ganz eigene Heldenreise zurück zu deinem wahren Selbst, nicht alleine begehen musst. Menschen wie ich können dir zu Seite stehen und das Licht für dich halten, wenn dir die Beine zu sehr schlottern auf den dunklen Treppenstufen hinab. Denn ich bin selbst da runter gestiegen und weiß, wie verdammt gruselig es sich anfühlt. Eines kann ich dir versichern: Ich bereue nicht einen Tag, dass ich diesen Weg gegangen bin. Er hat mich viel Kraft gekostet, aber mich auch zu der Person gemacht, die ich heute bin und die mich mit Stolz erfüllt.

Deine Hanna Blume

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